1975 - Paul Járay
Paul Jaray (10. März 1889 - 22. September 1974)
1975 veröffentlichte am 6. September eine schöne Gedenkschrift in der Automotor über Pál Járay, den ungarischen Erfinder und Pionier der Aerodynamik. Aber wer war Járay?
Der junge Járay (Quelle: wikipédia)
Pál Járay wurde als Sohn des Weinhändlers Adolf Járay und der Terézia Schönberg in einer ungarisch-jüdischen Familie geboren. Seine Eltern heirateten am 19. Januar 1873 in Óbuda. Er begann sein Studium an der Maschinenbauschule in Wien und ging später an die Technische Universität Prag, wo er als Assistent von Professor Rudolf Dörfl arbeitete. Schon früh in seiner Karriere konstruierte er Flugzeuge. Ab 1913 diente er beim Militär im Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen, wo er an der Strömungsanalyse von Luftschiffen arbeitete.
Nach dem Ersten Weltkrieg baute er den damals größten Windkanal der Welt und widmete sich dann nicht mehr der Luftschifffahrt, sondern dem Automobilbau. Im Jahr 1923 ließ er sich in der Schweiz nieder. Er führte das Konzept des "Stromlinienwagens" ein, und seine Prinzipien wurden von einer wachsenden Zahl von Automobilherstellern übernommen. Sein Patent war auch die Grundlage für die Karosserie des ersten Prototyps des Volkswagen "bug-back". Am Ende seiner Karriere war er Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich.
Die Form, die bereits unter Berücksichtigung der aerodynamischen Ergebnisse von Járay entwickelt wurde (Quelle: wikipédia)
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Im Folgenden finden Sie eine wörtliche Kopie des Auto-Motor-Artikels von 1975, mit Anmerkungen von György Liener :
Wenn man sich aus dem Fenster eines rasenden Autos lehnt, spürt und versteht man, dass das rasende Auto den Luftwiderstand überwinden muss. Wie man den Luftwiderstand von Autos verringern kann, haben schon viele versucht, aber die besten Ergebnisse bei der Gestaltung der Strömungslinien hat vielleicht der gebürtige Ungar Pál Járay erzielt.
Paul Jaray, wie er seit 1922 in der Welt des Automobils genannt wurde, starb am 22. November 1974 in der Schweiz. Auf unsere Anfrage hin haben uns die Redakteure der Automobil Revue nun einige Bilder zugesandt, um unsere Sammlung zu ergänzen. Sie erinnern an einige der Modelle von gestern und heute, die die Handschrift von Paul Jaray und seine grundlegenden Designideen tragen.
Während sich der aus Ungarn stammende Ingenieur in Wien beim Bau des Zeppelin-Luftschiffs noch intensiv mit dem Luftwiderstand beschäftigte, machte sich die damalige Automobilindustrie kaum Gedanken über das, was man später schlicht Stromlinie nannte. Es war ein Aero-Dynamiker, der Jaraja den Anstoß zu seinen Autokonstruktionen gab, und als er 1922 das hochgebaute Ley-Chassis-Automobil modifizierte, hatte er bereits nachgewiesen, dass der Leistungsbedarf des Luftwiderstands proportional zur dritten Potenz zunimmt!
Der experimentelle Ley T 6, konzipiert für den Berliner Test 1922 (Bildquelle: LinkedIn / Rob Curedale)
Diejenigen, die zuvor der Tatsache, dass eine gut konstruierte Karosserie die Geschwindigkeit eines Autos erhöhen kann, keine große Bedeutung beigemessen hatten, nahmen Járays Theorie nach einigen Experimenten ernst.
In der Automobilindustrie wurde das Patent von Járay zunächst von den Konstrukteuren von Tatra-, Daimler-Benz-, Maybach-, Auto-Union-, Adler-, BMW- und Steyr-Fahrzeugen und später von den Konstrukteuren der amerikanischen Chrysler-Werke verwendet. Später, nach den 1930er Jahren, wurden immer mehr Autos so konstruiert, dass sie die bekannten Gesetze des Luftwiderstands erfüllten.
Járay-Karosserie von 1934 auf einem 750er Jawa-Fahrgestell mit Frontantrieb.
Járay fasste die aerodynamischen Anforderungen an die Karosserie in drei Punkten zusammen: Die Frontfläche des Wagens sollte wenig Luft absorbieren und sie nicht vor sich herschieben, sondern sie gleichmäßig strömen lassen. Zweite Anforderung: Die Luft muss durch die gesamte Vorder- und Rückseite des Wagens strömen.
Karosserie, und schließlich sollte die Luft ohne Turbulenzen am Heck des Fahrzeugs ausströmen.
Um die Theorie zu beweisen, wurden 1934 entscheidende Tests durchgeführt, bei denen ein serienmäßiger Mercedes und ein Audi mit jeweils einem Zweiliter-Motor eingesetzt wurden. Mit der ursprünglichen Karosserie erreichten diese Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 100,62 km/h. Als die Stromlinienform von Járay anstelle der Werkskarosserie eingesetzt wurde, stieg die Geschwindigkeit der Wagen unter den gleichen Bedingungen auf 141,1 km/h.
Die Lektion gilt auch heute noch: Mit einer guten Luftwiderstandskarosserie kann man mit geringerem Kraftstoffverbrauch und geringerer Motorleistung die gleiche Geschwindigkeit erreichen wie ein Auto mit höherem Kraftstoffverbrauch und höherer Motorleistung, oder man kann mit der gleichen Motorleistung schneller fahren.
All dies sind entscheidende Argumente, die künftige Autofahrer auf der ganzen Welt an die Arbeit von Paul Jaray, alias Paul Járay, erinnern werden.
György Liener
Die Berone (Lamborghini)-Modelle "Countach" und "Bravo" wurden nach den aerodynamischen Drei-Punkt-Anforderungen von Járay entworfen.
Lamborghini Countach 5000QV
Bildquelle: wikipedia / Brian Snelson
Lamborghini Bravo 1974
Bildquelle: wikipedia / Buch-t